„ ... in seinen kurzen Geschichten, Betrachtungen und Gedichten fördert er eine präzise Beobachtungsgabe ans Tageslicht und erzählt uns von kleinen Momenten, gescheiterten Persönlichkeiten, Alltäglichem und Schicksalen, die um ihre Existenz ringen ... ... fast in Bedeutungslosigkeit suhlen sich seine Protagonisten und dennoch verleiht ihnen der Charme des Kleinen, Gescheiterten und Harmlosen eine feinfühlige Poesie ... ... und vor allem packt der Poet ohne Dichterstaub die Dinge dort an, wo es sein muss und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund ...“ Badische Zeitung „ ... der Autor verlangt nichts vom Zuhörer, schockt ihn nicht, er hebt nicht den moralischen Zeigefinger. Seinem Humor unterzieht er sich auch stets selbst ...“ Märkische Allgemeine
„ ... dass der Alltag die besten Geschichten schreibt, ist allseits bekannt. Seine Kunst des Schreibens ist es jedoch, die Fülle von Anekdoten so zu verpacken, dass sie für den Zuhörer interessant werden ... ... Verlierer wie auch Gewinner nehmen gleichermaßen Platz in einer Szenerie nicht enden wollender Wahrheiten ...“ Ruppiner Anzeiger Großstadtgeschichten mit Thermometermann Jörg Reinhardt feierte 25-jähriges Bühnenjubiläum mit Frühstücksmatinee Von Berlin nach Wien, vom Wedding nach Margareten. Was auf den ersten Blick doch etwas „exotisch“ klingen mag, ist auf den zweiten Blick einfach nur eine wunderbare Lesung. Jörg Reinhardt, in Sachen Literatur und Musik weitgereist, machte in Wien Station, um sein 25. Bühnenjubiläum mit einer Matinee (samt Frühstück) zu feiern. Der Autor sollte dem Titel seiner Lesung mehr als gerecht werden. In der Tat waren es „…unendlich viele Geschichten“, die in zwei Blöcken von jeweils circa einer halben Stunde vorgetragen wurden. Mit einer Stimme, die jedem Radiomoderator Konkurrenz machen kann, trug er seine Geschichten mit frei erzählten Überleitungen und gekonnten Anekdoten vor. Der erste Block behandelte Geschichten aus der Großstadt. Reinhardt beschrieb das Leben, das sich in den Fenstern zum Hinterhof abspielt oder das morgendliche Treffen des Grätzladels / der Kiezgesellschaft im Kaffee ums Eck, wo bei Kaffee und Hörnchen mehr oder weniger leidenschaftlich über das „Schreikind“ in der Nachbarwohnung diskutiert wird oder faszinierte mit dem non-verbalen Großstadtgroove im 3/4-Takt. In Jörg Reinhardts Großstadtgeschichten hat das Alltägliche Platz und wird zum Besonderen und das Besondere kann durchaus auch einfach nur alltäglich im positiven Sinne erscheinen. Der Wiedererkennungswert von Reinhardts Geschichten ist dabei enorm und auch das Wiener Publikum nickte bei der einen oder anderen erzählten Begebenheit zustimmend. Der zweite thematische Teil behandelte Erlebnisse aus fernen Ländern und die Errungenschaften des modernen Tourismus. Hervorheben möchte ich aus diesem Block die Geschichte des „Thermometermanns“. Der Thermometermann, eine Art deutscher Wetterdienst auf zwei Beinen, las jede Stunde auf der Terrasse seines Bungalows lautstark die Temperaturanzeige vor und beglückte die umliegenden Bewohner/innen mit entsprechend lauten Ansagen. Dass eine derartige „Figur“ die meisten Lacher erzeugte, lag wohl auch daran, dass die alle Zuhörer/innen während eines zurückliegenden Urlaubs ihren ganz persönlichen Thermometermann kennen lernen durften. Der dritte Teil beschäftigte sich mit dem eignen Älterwerden, das der Autor vorbehaltlos hinterfragen wollte. Hier kamen die leisen, ja, die nachdenklichen Töne zum Tragen. Die Lesung in einem Zwiegespräch der anderen Art mit Gott enden zu lassen, ist ein dramaturgischer Trick, der immer noch funktioniert – vorausgesetzt Gott knurrt und raunzt im lakonischen, breiten Berliner Dialekt. Jörg Reinhardt erwies sich
als wahrer
Geschichtenerzähler:
kurzweilig, gut vorbereitet und sehr professionell. Seine Geschichten
waren „Alltag pur“ im besten Sinne des Wortes. Reading-Room Lesung,
Wien/Kritik Jörg Reinhardt schreibt seine Texte langsam und behutsam. Auf diese Weise wird ihm bewusst, dass er „verletzen oder streicheln“ kann. Er überlässt es der Leserin, was sie aus dem von ihm Geschriebenen machen, ein Gedicht – oder einfach einen Text. Wenn man will, kann man in seinem Schreiben in den letzten beiden Jahren eine Bewegung erkennen, weg von allzu viel Gefühl, hin zu gelassener, vielleicht ironischer Betrachtung des Geschehens. Als „Zeitbombe“ geht er – immer mit der Möglichkeit zu explodieren, doch es nie dazu kommen lassend – zwischen den Menschen herum …
Buchkultur,
Wien
|